Gedicht

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  2 Gedichte, die sich mit Leben und Tod der Maria von Brabant befassen:

Da es sich nach bisherigem Wissen um die älteste Dichtung über den „Gattenmord von Donauwörth“ handelt, die das Urteil der Zeitgenossen wohl am unmittelbarsten wiedergibt und den Einflüssen phantastischer und sagenhafter Vorstellungen am wenigsten ausgesetzt war, sei der Text im folgenden unverändert festgehalten:

 

  1. Owe hinte ymmerm me wafen sie gescrit.
    So we dem tage, so we der nacht, so we der veygen tzit.
    So we dir gar vur scamte vrucht.
    Zu peyerland wie has du dich geschendet.
    An eyner ho gelobten vrouwen die waz wite irkant.
    Von Kuniges kunne was sie geboren unde heizen von brabant.
    Ir wiblich ere ir wiblich tzucht.
    Ir wiblich vreude die has du irwendet.
    Sie ist an der merterere stat.
    Alsam die gute sante Kateryne.
    Die bot sic vlechten an eyn rat.
    Durch den suzen got leit sie viel manige swere pine.
    So ist der edelen hertzogynnen sele vur gote irkorn.
    Wenne sie gar ane schulde am rechten morde hat iren lib vurlorn.

  2. Ich vurnam bi allen minen tagen mort noch nie so groz.
    So von der peyer herren der hat sich gemachtet bloz.
    An tugenden unde an der werde syn.
    Got schende die den rat ym haben geraten.
    Der von ysolsret, so hore ich ein, unde der von brockensberc.
    Die zwene haben geraten die lesterlichen werc.
    An der edelen hertzogynn.
    Man sollte sie beiden of eyner herde braten.
    Nu muget ir horen ire iamer-klagen.
    Sie bat iren herren kußes e irm ende.
    Sol ich nu syn von uch irslagen.
    Des muzent ir vil dicke wynden sere uwre hende.
    Ich laze ez an der megede sun daz ich unschuldich bin.
    Den tot den ich nu liden muz der wird noch uwers heiles ungewyn.

     

     

    Maria von Brabant

    Von Rudolf Magenau. – Freybergs Sammlung histor. Schriften u. Urkunden, I., 56. Falkenstein,
    Bayr. Gesch., III., 205 (6), wo auch die Literatur.

     

                Auf Donauwörths Hofburg, im fürstlichen Saal,
    Saß Ludwig des Bayers holdsel'ges Gemahl
    Im Kreise der tröstenden Frauen.
    Ihr Herr war gezogen ins Lager am Rhein,
    Vergebens schon harrte seit Monden sie sein.
    Das füllte die Brust ihr mit Grauen.

    Sie schrieb ihm ein Brieflein mit ängstlicher Hand,
    Versiegelt mit rötlichem Siegel am Rand;
    Doch ein zweites mit schwärzlichem Wappen
    Schrieb sie auch in Züchten und Ehren gemeint,
    An Ritter von Hirschau, Herrn Ludwigs Freund,
    So gab sie die Brieflein dem Knappen.

    Ein tapferer Ritter im Waffengewühl
    War Heinrich von Hirschau; in Kurzweil und Spiel
    Geübt und beliebt auch bei Frauen;
    Wo Schwerter erklangen, war stets er voran,
    Doch ließ er auch gern als ein muntrer Kumpan
    Im wirbelnden Reigen sich schauen.

    Oft bat er zu glänzen in stolzem Turnier
    Die Fürstin: »O dürft' ich nach Rittergebühr
    Euren eigenen Ritter mich nennen,
    Wohl trüg' eure Farb' ich zu rühmlicher Schau.« –
    Doch nimmermehr wollt' ihm die edele Frau
    Die Ehre des Vorzugs vergönnen.

    Es stand in dem Brieflein, das sie ihm gesandt:
    »Vertraut ward Euch, Ritter, mein köstliches Pfand,
    Ach, ratet dem Herzog zum Frieden!
    Und bringt Ihr ihn glücklich der Gattin zurück,
    Dann sei Euch zum Danke mit freundlichem Blick,
    Was längst Ihr schon wünschet, beschieden!«

    Doch leider das Brieflein, das sie ihm gesandt,
    Gab der törichte Knapp' in Herrn Ludwigs Hand.
    Kaum trauend den forschenden Sinnen
    Erstieg der Ergrimmte das flüchtige Roß
    Und jagte voll Argwohn zurück aufs Schloß,
    Tod schnaubend und wütend von hinnen.

    Es saß sonder Ahnung sein frommes Gemahl
    Auf Donauwörths Hofburg im fürstlichen Saal,
    Herein stürzt mit Zittern und Zagen
    Ein Fräulein: »Schon klirrt auf der Treppe sein Sporn,
    Es naht der Herzog in grimmigem Zorn,
    Schon hat er den Schloßvogt erschlagen.«

    Und kaum daß das Fräulein gesprochen das Wort,
    So sank sie, vom Schwerte des Herzogs durchbohrt,
    Im Blute der Fürstin zu Füßen.
    »Euch«, brüllt er, »Euch hab' ich mein Bestes vertraut,
    Wohl hab' ich auf trüg'rische Wächter gebaut,
    Nun sollt Ihr den Meineid mir beißen!«

    Drauf wandt' er zur Gattin, den glühenden Blick:
    »Nun magst du bescheiden dem Ritter das Glück,
    Das du freundlichen Blicks ihm versprochen.
    Hat darum, dich Schlange, dein stolzes Brabant,
    Mein Haus zu beschimpfen hierher mir gesandt?
    Selbst hast du den Stab dir gebrochen.

    Wie trüg' es des Bayers altfürstliches Blut?
    Vertilgt wird die Schande mit Gold nicht und Gut,
    Mit weibischem Flehn nicht und Zagen.«
    Er winkte den Dienern; er schwur ihr den Tod –
    Ihr reines Blut färbte den Estrich bald rot –,
    Das Haupt ihr vom Rumpfe zu schlagen.

    Da füllte die Hofburg Entsetzen und Graun,
    Es ließ sich kein lebendes Wesen mehr schaun
    In den blutigen, schweigenden Hallen,
    Sie flohn vor dem Sturme der tobenden Wut;
    Doch endlich begann auch sein kochendes Blut
    In kälterem Laufe zu wallen.

    Nun schien ihm ein Kerker sein einsames Schloß,
    Umsonst hofft' er Ruhe, mit schnellem Geschoß
    Durchstreifend den Forst, zu erjagen;
    Ihm ward nicht des Friedens erheiterndes Glück,
    Es verfolgt durch den Wald ihn mit strafendem Blick
    Die Unschuld, die frech er erschlagen.

    Oft sah er in Nächten in quälendem Wahn
    Im blut'gen Gewand die Erschlagenen nahn
    Und flehende Hände sie ringen;
    Er sah die Gattin in himmlischem Glanz
    Und Engel der Lilien silbernen Kranz
    Um die leuchtende Stirne ihr schlingen.

    Da ergriff ihn mit flammenden Schmerzen die Reu';
    Bald traten viel redliche Zeugen herbei,
    Für Mariens Unschuld zu sprechen;
    Auch dreute Herr Heinrich laut zürnend vom Rhein,
    In offnem Gericht vor der Fürsten Gemein
    Die beleidigte Ehre zu rächen.

    Nun irrt' er umher in unendlichem Weh,
    Es bestreut' ihm die Locken der Kummer mit Schnee,
    Die bräunlichen Wangen erbleichten,
    Er floh zu der Kirche verzeihender Huld
    Und eilte nach Rom, um die brennende Schuld
    Dem Heiligen Vater zu beichten.

    Zwar ward ihm die Sünde des Mordes verziehn,
    Doch mußt' er dem Geiste Mariens zur Sühn'
    Heimkehrend ein Kloster erbauen;
    Da schlummert ihr Leichnam in marmornem Schrein,
    Noch kehren viel pilgernde Frauen dort ein,
    Mit Tränen ihr Grab zu beschauen1).

     

 

 

 

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